Praxissemester von Steffen Macke bei DORSCH CONSULT
sdteffen.de / Praxissemester
Einführung
Anstelle einer simplen Aufzählung der Tätigkeiten, versucht dieser
Bericht die Zusammenhänge darzustellen, die nötig sind, um einen
Überblick über das geleistete Praxissemester zu gewinnen. Die
verschiedenen Tätigkeitsfelder sind untereinander eng verknüpft,
deshalb läßt sich auch keine exakte Trennung vornehmen. Oftmals
überschnitten sich einzelne Tätigkeiten. Der Glossar im Anhang
faßt noch einmal die verwendeten, für den uneingeweihten Leser
eventuell verwirrenden, Abkürzungen zusammen.
An dieser Stelle noch einmal Herzlichen Dank an die Firma DORSCH Consult
und der Familie Kachel, die dieses überaus lehrreiche Praxissemester
ermöglicht haben.
Aufgrund der guten Zusammenarbeit und der Tatsache, daß das Amman
2 Projekt zum Abschluß gebracht werden sollte, schloß sich
ein weiterer Einsatz in Amman vom 5.2.99 - 4.4.99 an. Da die Tätigkeiten
während des zweiten Aufenthaltes in engem Zusammenhang mit dem eigentlichen
Praxissemester, wurden sie mit in den Praxissemesterbericht aufgenommen.
Jordanien
CIA World Factbook
http://www.cia.gov/cia/publications/factbook/geos/jo.html
Der Nahe Osten ist nicht zuletzt wegen der knappen Wasserressourcen
ein Spannungsgebiet. Während des Praktikums wurden diese Tatsache
sehr deutlich, so erfolgte z.B. während der ersten drei Monate des
Praktikums die gesamte Wasserversorgung über Tanker. Anders als in
Deutschland gibt es in Jordanien sechs Arbeitstage, der Freitag ist der
einzige freie Tag der Woche.
Amman
In der Hauptstadt Amman lebt fast die Hälfte der Jordanier. Siedlungsreste
der römischen Stadt Philadelphia sind bis heute in der Altstadt erhalten
geblieben. Erst in diesem Jahrhundert setzte das große Wachstum ein,
das aufgrund des Bevölkerungswachstums immer noch anhält. Die
Probleme der Ammaner Wasserversorgung sind exemplarisch für ganz Jordanien,
sie lassen sich in kleinerem Maßstab auf andere Städte, wie
Aqaba oder Irbid übertragen. Folgerichtig sollen dort in Zukunft Konzepte
eingesetzt werden, die sich in Amman als erfolgreich erwiesen haben, wie
z. B. die Übernahme durch einen privaten Betreiber.
Das OMS Projekt
Das Operations Management Support Projekt war der Einstiegspunkt des Praktikums.
Während der Akklimatisierung in den ersten Tagen, galt es sich an
das Wüstenklima und Englisch als Arbeitssprache zu gewöhnen.
Weiterhin galt es, sich in die Groupworking Software Lotus Notes einzuarbeiten,
die als Email System sowohl von der jordanischen Wasserbehörde und
dem OMS Projekt als auch von DORSCH CONSULT eingesetzt wird.
Finanziert wird das OMS Projekt von der GTZ.
Präsentation im Internet
Die erste Aufgabe des Praktikums bestand in der Erstellung einer umfassenden
Darstellung des OMS Projektes im Internet. Das Resultat findet sich unter
der Adresse
http://www.omsproject.com.jo
und bietet eine Vielzahl von Informationen über das OMS Projekt. Sicherheitsprobleme
verhinderten eine Integration von Inhalten des Lotus Domino Webservers.
Um Doppelarbeit bei der Aktualisierung der Daten für das Intranet
(Lotus Notes) und das Internet (Webserver) zu vermeiden, wurden automatisierte
Lösungen für das Erstellen der Internetseiten für die Kontakte
und die Working Papers entwickelt. Der Aufbau des Internetangebotes dauerte
insgesamt etwa einen Monat, während dieser Zeit war dem Praktikanten
auch ein detaillierter Einblick in die Aktivitäten des OMS Projektes
möglich.
Besondere Probleme der Wasserversorgung in Amman sind z.B.:
intermittierende Versorgung im Sommer, da keine ausreichenden Wassermengen
zur Verfügung stehen
in den kritischen Sommermonaten starke Verunreinigung des Rohwassers
aus dem Jordan mit Blaualgen
große Höhenunterschiede in den einzelnen Versorgungsgebieten
Die Bedeutung des Themas Wasserversorgung für Jordanien wird klar,
wenn man die Wasserkrise betrachtet, die Jordanien 1998 ereilte: Aufgrund
der zu hohen Konzentration von Blaualgenrückständen im Rohwasser,
verblieben nach der Wasseraufbereitung organische Rückstände
im Wasser, die farblich und geruchlich deutlich festzustellen waren. Der
zuständige Minister leugnete das Versagen der Wasseraufbereitung und
machte eine mangelnde Reinigung der privaten Tanks für die Qualitätsbeeinträchtigungen
verantwortlich. Aufgrund dieser und weiterer Äußerungen zur
Wasserkrise stürzte die gesamte Regierung. Gelöst wurde das Problem
durch einen vom OMS Projekt gestellten Experten, der die Wasseraufbereitung
durch eine höhere Dosierung von Aktivkohle entscheidend verbesserte.
Um Versorgungslücken in der näheren Zukunft zu schließen,
wird zur Zeit das sogenannte Disi Reservoir erschlossen. Aus diesem Aquifer
nahe der Grenze zu Saudi-Arabien soll fossiles Grundwassser über 400
km nach Amman gepumpt werden.
Amman Network Information System: ANIS
Im Rahmen des OMS Projektes war klar geworden, daß ein effizienter
Betrieb der Wasserversorgung in Amman nur mit Hilfe eines geographischen
Informationssystems (GIS) möglich war. Resultat war das Amman Network
Information System (ANIS). Es führt alle für den Betrieb der
Wasserversorgung relevanten Daten zusammen. Aufgrund der Aufbereitung aller
relevanten Daten eignet sich ANIS aber auch hervorragend als Planungsgrundlage.
Die Umsetzung erfolgte mit einer Kombination aus der GIS Software Arc/Info
und der relationalen Datenbank ORACLE. Besonders deutlich wird die Notwendigkeit
eines geographischen Informationssystems für diese Aufgabe, wenn man
sich vor Augen hält, daß ein Großteil der Straßen
in Amman keine Namen hat. Die Verwaltung von Kundendaten in einer 'normalen'
Datenbank wird dadurch praktisch unmöglich.
Die Genauigkeit der ANIS zugrundeliegenden nahtlosen digitalen Karte
ist aufgrund der im Ausgangskartenmaterial vorhandenen Projektions- und
Vermessungsfehler zwar so gering, daß es zu Problemen kommt, wenn
das Material mit neuen Vermessungsdaten abgeglichen werden soll, für
den Betrieb der Wasserversorgung ist aber vielmehr eine korrekte Topologie
von Nöten.
Comprehensive Subscriber Survey: CSS
Der Comprehensive Subscriber Survey wurde notwendig, da die vorhandenen
Kundendaten in hohem Maße fehlerbehaftet waren. Eine Integration
dieser Daten in die Datenbankstruktur von ANIS wäre nicht möglich,
bzw. sinnvoll gewesen. Einen vollständigen Überblick über
die mit CSS aufgenommenen Daten bietet das Datenblatt im Anhang 2.
Neben den Abrechnungsdaten wurde während der Neuaufnahme auch
die Topologie der Karten geprüft und notfalls per Handskizze korrigiert.
Nötig waren solche Korrekturen z.B. bei neu gebauten Häusern
oder Grundstücksteilungen.
Der Praktikant begleitete mehrere CSS Teams eine Woche lang, es ergaben
sich aber nicht - wie erhofft - neue Ideen, um das Aufnahmenverfahren zu
beschleunigen. Größtes Problem war die arabische Gastfreundschaft:
Die Teams wurden erst einmal zu Tee oder Kaffee und einem Gespräch
eingeladen, bevor die Hausbewohner die Unterlagen herausgaben. Oft wurde
sogar eine Mahlzeit angeboten. Ein 'Drängeln' hätte keinen Erfolg
gehabt oder wäre sogar als Beleidigung aufgefaßt worden.
Maintenance Management System: MMS
Das Maintenance Management System ist eine Anwendung im Rahmen von ANIS.
Sie dokumentiert Schadensmeldungen und Reparaturen. Die eintreffenden Schadensmeldungen
werden täglich zusammen mit den ausgeführten Reparaturen der
einzelnen Teams in der Anwendung eingeben, neben Analysen über die
durchschnittliche Bearbeitungsdauer wird so zum einen die Qualität
der ausgeführten Arbeiten als auch der Zustand des Rohrnetzes unmittelbar
klar. Der gesamte Reparaturkomplex wird transparent.
Auch Planungen zur Rohrleitungssanierung lassen sich mit Hilfe der
so geschaffenen Datenbasis wesentlich effektiver durchführen.
Dem Studenten fiel die Aufgabe zu, die Darstellung der in der MMS Anwendung
gewonnenen Daten zu verbessern. Versucht wurde, die Leckagen z .B. mit
dem verwendeten Rohrmaterial oder der Bevölkerungsdichte in Beziehung
zu setzen. Obwohl erst Daten aus einem Zeitraum von drei Monaten vorlagen,
ließen sich erste Erkenntnisse gewinnen: So wurden auf einem kurzen
Stück Rohrleitung innerhalb eines Monats an 19 Tagen Reparaturen durchgeführt.
Im betrachteten Gebiet lagen auch Zonen in denen die Hauptleitungen bzw.
Hausanschlüsse ausgetauscht wurden. In der Zukunft werden sich mit
der MMS Anwendung dort wertvolle Erkenntnisse über die Sanierungsmaßnahmen
gewinnen lassen. Die Ergebnisse wurden auf einem Poster dargestellt.
Logger
Die Wasserbehörde ist gut mit Datenloggern ausgestattet, die eine
Vielzahl von Messungen, z.B. Druck oder Durchfluß, über längere
Zeit durchführen können. Das Problem besteht darin, daß
entsprechende Fachkräfte fehlen, die diese Geräte bedienen können.
Die Ursachen hierfür liegen zum einen in einem Rotationssystem, das
dafür sorgt, daß viele Ingenieure, nachdem sie sich in einem
Bereich (z. B. Leckagensuche) eingearbeitet haben, in einen anderen Bereich
versetzt werden. Ihr Nachfolger muß sich selbst einarbeiten. Was
eventuell noch dadurch erschwert wird, daß einer seiner Vorgänger
die Dokumentation zu sämtlichen Geräten mitgenommen hat. Zum
anderen fehlen anscheinend die Grundlagen - sowohl in der Ausbildung der
Ingenieure, als auch von der Hardware her, um die gewonnenen Meßdaten
computergestützt auszuwerten.
Im Rahmen des Praktikums wurden verschiedene Loggersysteme und die
zugehörige PC-Auswertungssoftware zusammen mit Mitarbeitern der Wasserbehörder
getestet und kalibriert. Des weiteren wurde eine kleine Anwendung erstellt,
die den Import der Daten vom PSION-Logger in MS Excel vereinfacht. Insgesamt
nahmen diese Aktivitäten rund einen Monat in Anspruch.
Baureifplanung Amman 2 Projekt
Vorausgegangen war ein hydraulische Analyse, in der u. a. die Versorgungszonen
der Stadt neu eingeteilt wurden. Außerdem wurden dort Planungsziele
und Horizonte festgelegt. Ein wichtiger Planungsgrundsatz war z. B. die
vollständige Isolierung der Versorgungszonen, um mit Messungen an
den Zubringerleitungen die Verbräuche kontrollieren zu können.
Auch sollte die Versorgung komplett vom direkten Pumpen ins Netz zur Versorgung
über Hochbehälter umgestellt werden, um den teilweise katastrophalen
Pumpenverschleiß zu reduzieren.
Finanziert wurde der von DORSCH Consult geplante Bauabschnitt, Amman
2 genannt, von der Kreditanstalt für Wiederaufbau. Beteiligt an der
Planung war auch ein jordanisches Ingenieurbüro.
Hydraulische Modellierung
Im Verlauf des Projektes wurden die Vorteile einer kompletten Modellierung
eines hydraulischen Modells im GIS immer deutlicher. Die Flexibilität
und Leistungsfähigkeit der Geographischen Informationssysteme macht
es einfach, alle Daten zentral zu verwalten. Bei großen Datenmengen
und ständigen Aktualisierungen erweist sich das als großer Vorteil.
Eine Vielzahl von Schnittstellen erlaubt z.B. den Import von CAD-Daten.
So gelang es dem Studenten etwa, mit ArcView GIS, von der Totalstation
des Vermessers erzeugte CAD-Daten in ein Modell für das Rohrnetzberechnungsprogramm
Pipe 2000 umzuwandeln.
Die Exporte nach Pipe 2000 umfaßten zwar keinesfalls alle Möglichkeiten
des komplexen Modelles (was Aufgrund der Tatsache, daß die Datenstruktur
von Pipe 2000 nicht dokumentiert ist, auch kaum möglich ist), für
viele Anwendungen, wie Fernleitungen oder Versorgungsnetze, kommt man jedoch
mit sehr wenigen Elementen dieser Modelle aus, die sich ohne weiteres im
GIS abbilden lassen.
Die Ergebnisse der hydraulischen Berechnungen lassen sich wiederum
von Pipe 2000 aus zum GIS exportieren, ein entsprechendes Programm gehört
zum Lieferumfang. Im ANIS soll später mit derartigen Berechnungen
der Betrieb optimiert werden. Insbesondere für Probleme, die mit der
intermittierenden Versorgung zusammenhängen, verspricht man sich dabei
Vorteile.
Endgültige Einteilung der Versorgungszonen
Die endgültige Einteilung der Versorgungszonen erfolgte vor Ort, mit
Hilfe von im GIS vorbereiteten Plänen und Höhenmessern. Der Student
begleitete einen Ingenieur 2 Tage bei dieser Arbeit. In den dichtbesiedelten
Vierteln der Altstadt ließ sich diese Aufgabe teilweise nur zu Fuß
erledigen - bei Treppen, die teilweise über 50 Höhenmeter führen.
Daraus wird auch klar, daß die Höhenlage nicht das alleinige
Kriterium war, sondern oftmals die Versorgungsmöglichkeiten anderen
Beschränkungen unterlagen.
Druckstoßberechnung
Im Rahmen des Praktikums wurde die Druckstoßberechnung für die
Fernleitungen des Amman 2 Projektes mit dem Programm Surge 5 durchgeführt.
Dem Praktikanten fiel diese Aufgabe zu, da kein Ingenieur vor Ort mit dem
Programm vertraut war. Die Ergebnisse wurden per Email nach München
geschickt und dort geprüft.
Unglücklicherweise konnten die Pipe 2000 Modelle nicht übernommen
werden, obwohl beide Programme aus demselben Haus stammen. Für die
Druckstoßberechnungen waren auch detailliertere Daten erforderlich.
Bis auf eine Leitung, in der sich auch ohne Pumpeneinsatz ein Durchfluß
aufgrund der Gravitation einstellt, ergab sich die Notwendigkeit von Schutzeinrichtungen,
um Druckstöße abzufangen. Anschließend wurden die in der
Planung der Pumpstationen vorgesehenen Schutzeinrichtungen mit dem Programm
rechnerisch überprüft.
Insgesamt wurden ca. zweieinhalb Wochen für die Druckstoßberechnungen
aufgewandt.
Mengenermittlung
In den Ausschreibungsunterlagen wurden Aufstellungen sowohl über die
Anzahl der verschiedenen Verbindungstypen als auch die Anzahl der benötigten
Formstücke benötigt. Der Student entwickelte eine Anwendung,
die diese Aufstellungen automatisch aus den in GIS vorliegenden Daten generieren
kann.
Die Klassifizierung der einzelnen Verbindungen erfolgt zunächst
in ArcView. Die so gewonnenen Rohdaten werden dann in Microsoft Access
weiterverarbeitet. Hierzu werden den unterschiedlichen Verbindungstypen
die Formstücke zugeordnet. Vorab mußten die zu verwendenden
Standardverbindungstypen mit den zugehörigen Formstücken festgelegt
werden. Mit einem Aufwand von etwa zwei Arbeitswochen ließen sich
so zwei bis drei Arbeitsmonate einsparen, die für eine Ermittlung
der Daten von Hand nötig gewesen wären. Ebenso von Vorteil war,
daß durch nachträgliche Änderungen am Netzwerk so gut wie
keine Mehrarbeit bei der Mengenermittlung anfiel und die Anwendung den
Projektablauf entzerrte: Durch den Wegfall der normalerweise am Projektende
erforderlichen Arbeitszeit ließ sich die Projektdauer reduzieren.
Massenermittlung
Die Ermittlung der geplanten Rohrleitungslängen für die verschiedenen
Durchmesser ließ sich im GIS in wenigen Stunden realisieren. Hierzu
war keine spezielle Anwendung nötig, einfache Abfragen, die die entsprechenden
Attribute berücksichtigten, reichten aus. Um sicher zu gehen, wurden
vor der Ermittlung noch einmal die Längendaten der einzelnen Leitungen
aus der Geometrie neu generiert.
Qualitätskontrolle
Vom Praktikanten geschriebene Fehlersuchroutinen stellten z. B. sicher,
daß nur die Standardverbindungen verwandt wurden. Außerdem
stellte sich heraus, daß eine vollständige Isolierung der geplanten
Versorgungszonen von Hand so gut wie unmöglich ist, bzw. der zeitliche
Aufwand für solche Kontrollen zu groß ist. Es wurde deshalb
eine Funktion geschaffen, um die zusammengehörenden Leitungen zu identifizieren
und auf dem Bildschirm darzustellen. Verbindungsleitungen zu den Nachbargebieten
- als potentielle Falschverbindungen ließen sich so einfach isolieren.
Nachdem die Korrekturen von den Ingenieuren zunächst über Eintragungen
auf Ausdrucken an das GIS Personal zur Änderung weitergegeben wurden,
ging man später dazu über, die Korrekturvermerke mit Hilfe einer
einfachen, vom Praktikanten geschriebenen GIS-Anwendung zu markieren. Es
ergab sich eine deutliche Zeitersparnis, da sowohl das Ausdrucken als auch
das Auffinden der Kartenausschnitte entfiel. Auch die Überprüfung
der Änderung wurde erleichtert, da die Korrekturvermerke im Netzwerk
für alle zugänglich waren.
In diesem Zusammenhang wurde auch ein Fehler in den ANIS-Daten gefunden:
Im Datenbankdesign war Ausgewiesen, daß Verbindungen zwischen Rohrleitungen
speziell markiert werden sollten. Diese Markierungen waren noch nicht implementiert.
Aufgrund der Tatsache, daß trotzdem einige dieser Attribute gesetzt
waren, war zuerst darauf geschlossen worden, daß die Markierung implementiert
war. Die Markierung zu setzen, war einfach, aufwendiger war die Korrektur
der aufgrund der irrtümlichen Annahme entstandenen Fehler. Da das
Attribut 'Verbindung' fehlte und eine Verbindung erforderlich war, wurden
an vielen Punkten neue Verbindungen eingeführt, die in Wirklichkeit
schon existierten.
Abschätzung der Anzahl von Hausverbindungen
Ein Teil der neu geplanten Leitungen ersetzte bestehende Leitungen mit
Hausverbindungen. Für die Ausschreibung war es nötig, die erwartete
Art und Anzahl an Hausanschlüssen, die neu erstellt werden mußten,
zu ermitteln. Mit der Verfügbarkeit der CSS-Daten war dieses ohne
weiteres im GIS möglich.
Verbrauchsermittlung
Nachdem die ersten in CSS ermittelten Datensätze in ANIS verfügbar
waren, war es möglich, neue Verbrauchsdaten auf Basis der Anzahl der
installierten Wasserzähler zu berechnen. Die im GIS ermittelten Verbrauchsdaten
stimmen mit denen aus der hydraulischen Analyse - 'klassisch' anhand der
Siedlungsstruktur und von Bevölkerungsstatistiken gewonnen - näherungsweise
überein. Wenn die Abrechnungsdaten in ANIS integriert sind, wird es
in der nahen Zukunft möglich sein, mit gemessenen Verbrauchswerten
zu rechnen.
Aufgrund der Tatsache, daß die Planung zu diesem Zeitpunkt schon
sehr weit fortgeschritten war, wurden die neuen Daten aber nicht weiter
verwendet. Der Praktikant beschäftigte sich mehrere Tage mit dieser
Aufgabe.
Visualisierungen
Mit Hilfe des ArcView 3D Analyst wurden während des Praktikums
auch dreidimensionale Visualisierungen des Amman 2 Projektgebietes erstellt.
Vorteile der dreidimensionalen Darstellungen gegenüber zweidimensionalen
sind u. a.:
Kontrolle der Topographie eines Modells. Eine falsch eingegebene Höhe
wird so sehr schnell sichtbar, als 'Loch' in Geländemodell (s. Nordwesten
des Bildes).
Anschauliche Darstellung komplizierter Zusammenhänge auch für
Laien
Realitätsnähe: Erkennen markanter Punkte wird erleichtert
Als schwierig stellte sich die Erzeugung einer Animation heraus, bei der
die Kamera über das Geländemodell mit dem Rohrleitungsnetz hinwegfliegt.
Die Hardwareanforderungen für ein solche Aufgabe sind sehr groß,
so daß die Qualität des erzeugten Videos nicht optimal war.
DORSCH Consult Regionalbüro Amman
Während des Praxissemesters fiel
der Startschuß für das DORSCH Regionalbüro in Amman. Im
Rahmen des Büroaufbaus fielen nicht-ingenieurmäßige
Arbeiten, wie Büromöbel aufstellen,
Netzwerkkabel verlegen, u. ä. an.
Da der durchschnittliche jordanische Möbelpacker aber anscheinend
mit dem Zusammenbau von IKEA Möbeln überfordert ist und IKEA
über Monate hinaus nicht fähig war, die Lieferung zu komplettieren,
war zeitweise das gesamte Büro mit dem Zusammenbau der Möbel
beschäftigt.
Präsentations-CD
Im Rahmen des zweiten Aufenthaltes enstand
eine CD mit verschiedenen Präsentationen. Thematische Schwerpunkte
der CD sind GIS und Wasserversorgung. Da schon reichlich Präsentationen
vorhanden waren, bestand die Arbeit hauptsächlich in der Zusammenstellung
des Materials.
Weitere Tätigkeiten
Typische Bürotätigkeiten, wie das Weiterleiten von Telefonanrufen,
Übersetzungshilfen mit deutschsprachigen Firmenkataloge und Unterlagen,
kleinere Internetrecherchen und der Transport von Mitarbeitern zum Flughafen
waren in wenigen Stunden erledigt.
Ausblick
Da trotz des zweiten Aufenthaltes viele Ideen unverwirklicht bleiben mußten,
stellt sich die Frage der weiteren Zusammenarbeit - eventuell auch im Rahmen
des zweiten Praxissemesters.
Für AGWA bricht mit dem Einstieg eines privaten Betreibers ein
neues Zeitalter an, die Fortführung und Erweiterung von ANIS sind
gesichert.
Durch eine gelungene Präsentation der Integration von Pipe 2000,
Arc/Info und ArcView auf der 5
th Annual Middle East GIS ESRI
User Conference (17.- 20. 5. 99) in Beirut eröffnet sich dem Praktikanten
die Chance, an der Entwicklung von Arc/Info 8 mitzuwirken. Dieselbe Präsentation
wird auch auf der ESRI International User Conference (26. - 30. 6. 99)
in San Diego gehalten werden.
Der Arc Facilities Manager (ArcFM) soll in Arc/Info 8 integriert werden.
Mit ArcFM werden sich typische Anwendungen für Versorgungsunternehmen
einfach erstellen lassen. Den Kern von ArcFM bildet die RuleBaseEngine,
die es z.B. ermöglicht das Verhalten des Versorgungsnetzes im GIS
abzubilden. Dieser Ansatz ähnelt dem der bei der Qualitätskontrolle
der Planungsdaten verwendet wurde. Des weiteren soll während des Aufenthaltes
in den USA das Wissen für die Einführung der Spatial Database
Engine (SDE) in ANIS erworben werden.
Anhang 1 - Glossar
AGWA Amman Governorate Water Authority
ANIS Amman Network Information System
ArcFM Arc Facilities Manager, Arc/Info Applikation, zur Verwaltung
der Daten von Versorgungsnetzen
Arc/Info GIS Software von ESRI
ArcView GIS Software von ESRI
CSS Comprehensive Subscriber Survey, Neuerfassung der Kundendaten
im Rahmen von ANIS
ESRI Environmental Systems Research Institute, Hersteller von
GIS-Software http://www.esri.com
GIS Geographische Informations Systeme
Lotus Notes Datenbankorientiertes Softwarepaket für Email
und Groupworking
OMS Project Operations Management Support Project
Oracle Datenbanksoftware
Pipe 2000 Ein Softwarepaket zur hydraulischen Berechnung von
Rohrnetzen http://www.kypipe.com
SDE Spatial Database Engine Ermöglicht die einfache Einbindung
von komplexen Datenbanken in Geographische Informationssysteme
WAJ Water Authority of Jordan
Anhang 2 - CSS Datenblatt
Die schlechte Qualität des Datenblattes
ergibt sich aus dem vorhergegangenen Feldeinsatz
sdteffen.de / Praxissemester