Schlagwort-Archiv: Syrien

Aleppos Grundbuch in Flammen

Strasse in Aleppo, vor einigen Jahren

Wolfgang Bauer berichtet unter dem Titel “Im Namen der Rebellen” für die ZEIT über ein provisorisches Gericht in Aleppo. Der längere Artikel erwähnt, das große Mengen an Grundbüchern im wahrsten Sinne des Wortes”verheizt” werden – und somit zahlreiche neue Konflikte für die nächsten Jahrzehnte gesät werden. Wie hätte man es besser machen können? Hätte eine konsequente Digitalisierung einen Verlust dieser Daten verhindern können?

Ewige Wiederkunft? Franz Werfel: “Die vierzig Tage des Musa Dagh”



Ein kleines Puzzleteil, um den aktuellen Konflikt in Syrien besser zu verstehen. Das Auseinanderbrechen der syrischen Gesellschaft weist viele Parallelen zum Untergang des Osmanischen Reiches auf. Franz Werfel behandelt einen kleinen Ausschnitt der historischen Ereignisse aus der Zeit des ersten Weltkrieges in seinem Roman “Die vierzig Tage des Musa Dagh”. Dabei verdichtet er historische Ereignisse rund um den armenischen Widerstand auf dem Musa Dagh (Mosesberg) mit literarischen Figuren wie Gabriel Bagradian. Dieser Armenier lebte 20 Jahre in Paris und ist mit einer Französin verheiratet. Als halber Europäer betrachtet er das Schicksal seines Volkes aus der Perspektive der westlichen Moderne und gibt gleichzeitig Einblicke in die kulturelle Zerrissenheit die schon damals typisch war für Menschen mit “Migrationshintergrund”.


Auch das aktuelle Heft von GEO EPOCHE beschäftigt sich im Artikel “Ein verleugnetes Verbrechen” mit den schrecklichen Ereignissen der Jahre 1915 und 1916

Syrien: Pervers, jetzt über Kunstschätze zu sprechen

Der Direktor des Berliner Museums für Islamische Kunst, Stefan Weber spricht in einem ZEIT-Interview über die Bedrochung von Kulturgütern durch den Konflikt in Syrien.

Das Tor auf dem Foto könnte das in dem Interview erwähnte Tor der Zitadelle in Aleppo sein – vor der Sprengung. In diesem Sinne kann man auch im Zeitalter der Digitalkameras gar nicht genug Bilder machen – für den Eintrag “Hethitische Wasserversorgung in Hattuša” hätte ich gerne ein Bild einer Statue aus  Aleppo verwendet – leider ist die Gelegenheit, das Foto zu machen ungenutzt verstrichen.

Hethitische Wasserversorgung in Hattuša

Die AZ berichtet über ein Forschungsprojekt des Hydrologen Prof. Dr.-Ing. Hartmut Wittenberg: Ziel war es, Erkenntnisse über die Wasserversorgung der hethitischen Hauptstadt Hattuša (auch Hattuscha) zu gewinnen. Hattuša liegt in der heutigen Türkei.

Beeindruckende Exponate hethitischer Kunst sind im Nationalmuseum in Aleppo ausgestellt. Im letzten Jahr sorgte die Rückgabe der zuvor im Pergamonmuseum ausgestellten “Sphinx von Hattuša” für Schlagzeilen. Ohne die Rückgabe der Sphinx wäre den deutschen Forschern vermutlich die Grabungslizenz entzogen worden und somit wären wohl auch die hydrologischen Tricks der Hethiter verborgen geblieben.

Die antiken Wasserrohre auf dem Bild sind jüngeren Datums (römische Epoche) und liegen nicht in Hattuša.

Lügen in Zeiten des Krieges

Die Wahrheit stirbt zuerst: Thomas Pany auf Telepolis und Rainer Hermann für die FAZ (“Eine Auslöschung”) beschäftigen sich in lesenswerten Artikeln mit dem Massaker von Hula. Die genaue Darlegung von Quellen und die Analyse ihrer Glaubwürdigkeit dürften in der seriösen Berichterstattung weiter an Bedeutung gewinnen. Allerdings werden natürlich gerade diese Quellen dadurch wieder gefährdet. Ein Teufelskreis. Es bleibt Verwirrung.

Krieg in Palmyra

Zerstörte und gestohlene Kulturgüter sind sicherlich nicht das dringenste Problem bei den aktuell katastrophalen Zuständen in Syrien. Aber sie führen allen bisherigen und potentiellen zukünftigen Besuchern des Landes ganz plastisch vor Augen, dass nichts mehr sein wird wie es einmal war. Die FAZ berichtet über das Ausmaß der Zerstörungen und gibt einen Überblick über Syriens Kulturstätten.

Dschisir al-Schughur, Dschisrasch Schugur, جسر الشغور

Dschisir al-Schughur, Dschisr al Schughur oder Dschisrasch Schugur? Transliterationen für die syrische Grenzstadt جسر الشغور gibt es wie Sand am Meer… Ich dachte zunächst, ich wäre noch nie in der Stadt gewesen, die momentan aufgrund blutiger Unruhen im Zentrum des internationalen Medieninteresses steht. Das stimmt allerdings nicht, denn die Bahnlinie Aleppo-Latakia führt durch die Stadt. Wo genau auf der Strecke ich das Bild aufgenommen habe, kann ich allerdings nicht mehr sagen. Es ist eine beeindruckende Fahrt hinab ans Mittelmeer, der Weg gerahmt von schneebedeckten Gipfeln.

Update: Der arabisch-deutsche Mix im Titel scheint WordPress durcheinander zu bringen. Deshalb habe ich جسر الشغور dort entfernt. An die Stadt selbst habe ich wie erwähnt keine Erinnerung mehr. Aber die Bahnfahrt war spottbillig (unter €10) und mit einem unglaublichen Service: Getränke, Sandwich, Zeitung, Kuchen.

Update 2: Adresse und Titel sind glücklicherweise unabhängig voneinander…

Unterwegs in Aleppo (1) – Ein Zeitschriftenladen

Es war uns immer ein Rätsel, wie der Händler in diesem Gebrauchtzeitschriftenladen die gewünschten Hefte aus dem Chaos gefischt hat. Oder wie er an die hinteren Stapel kam. Denn sein Laden war komplett mit den Zeitschriften gefüllt. Wir haben uns auch gefragt, wie bzw. wo er die Auslage vor dem Laden allabendlich verstaut, um den Rollladen schliessen zu können.

Trotzdem hat uns diese Art der Altpapierverwertung so gut gefallen, dass wir ihm ab und an eine Tüte mit Heften vorbeigebracht haben. Der Händler sass oft ein paar Häuser weiter mit Freunden beim Tee und wir mussten ihn erst einmal suchen. Ob er wohl Abnehmer für unsere oft deutschen Titel gefunden hat? Ich befürchte, dass Sie als Ladenhüter in der hintersten Ecke verschwunden sind. Für jemanden, der Fotocollagen erstellen möchte, dürfte der Laden ein Paradies sein.

Ein SPIEGEL-Artikel über Aleppo hat mich veranlasst in der Fotokiste zu kramen.

Aleppo war schon öfter Thema hier im Blog.