Die Wahrheit stirbt zuerst: Thomas Pany auf Telepolis und Rainer Hermann für die FAZ (“Eine Auslöschung”) beschäftigen sich in lesenswerten Artikeln mit dem Massaker von Hula. Die genaue Darlegung von Quellen und die Analyse ihrer Glaubwürdigkeit dürften in der seriösen Berichterstattung weiter an Bedeutung gewinnen. Allerdings werden natürlich gerade diese Quellen dadurch wieder gefährdet. Ein Teufelskreis. Es bleibt Verwirrung.
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Bilder aus Petra, einem der Sieben Neuen Weltwunder
Vor vier Jahren wurde die historische Felsenstadt Petra zusammen mit Chichén Itzá, der chinesischen Mauer, Christo Redentor, dem Kolosseum, Macchu Piccu, und dem Taj Mahal zu den “Neuen 7 Weltwundern” gewählt. Dabei war der beeindruckende Bergpalast auf dem Umm al-Bijara damals noch gar nicht bekannt. Der SPIEGEL widmet der Neuentdeckung ein “Multimedia-Spezial”. Anlass genug, mich aufzuraffen und Fotos zu sortieren… Auf den 36 Fotos aus Petra, die ich zusammengestellt habe, fehlt Umm al-Bijara (noch). Dafür gibt es atemberaubende Ausblicke, bunte Felsen, Monumente, Kamele, Esel, Eidechsen, Ziegen, Sonne und Durst – sprich alles, was den Zauber Petras ausmacht. Die ehemalige Hauptstadt der Nabatäer befindet sich im Süden Jordaniens.
Dschisir al-Schughur, Dschisrasch Schugur, جسر الشغور
Dschisir al-Schughur, Dschisr al Schughur oder Dschisrasch Schugur? Transliterationen für die syrische Grenzstadt جسر الشغور gibt es wie Sand am Meer… Ich dachte zunächst, ich wäre noch nie in der Stadt gewesen, die momentan aufgrund blutiger Unruhen im Zentrum des internationalen Medieninteresses steht. Das stimmt allerdings nicht, denn die Bahnlinie Aleppo-Latakia führt durch die Stadt. Wo genau auf der Strecke ich das Bild aufgenommen habe, kann ich allerdings nicht mehr sagen. Es ist eine beeindruckende Fahrt hinab ans Mittelmeer, der Weg gerahmt von schneebedeckten Gipfeln.
Update: Der arabisch-deutsche Mix im Titel scheint WordPress durcheinander zu bringen. Deshalb habe ich جسر الشغور dort entfernt. An die Stadt selbst habe ich wie erwähnt keine Erinnerung mehr. Aber die Bahnfahrt war spottbillig (unter €10) und mit einem unglaublichen Service: Getränke, Sandwich, Zeitung, Kuchen.
Update 2: Adresse und Titel sind glücklicherweise unabhängig voneinander…
Mord in Jenin
Die ZEIT berichtet unter dem Titel “Das Herz von Jenin schlägt nicht mehr” über den Mord am arabisch-israelischen Theatermacher Juliano Mer Khamis. Jenin und insbesodere der Film “Das Herz von Jenin”, auf den die ZEIT Bezug nimmt, waren bereits Themen hier im Blog.
Cinema Jenin
Der Film Das Herz von Jenin war im Januar Thema hier im Blog. Ich hatte allerdings vergessen, “Cinema Jenin” zu erwähnen – ein Kinoprojekt in Jenin, dass sich im Rahmen der Dreharbeiten entwickelt hatte. Ende Januar gab es einen Brandanschlag auf das Kinoprojekt, wie die taz berichtete.
Deutschlands Freiheit wird auch am Nil verteidigt
… beziehungsweise in den Folterkellern Arabiens verspielt. Unterdrückung und Polizeigewalt dürften eine wichtige Rolle im Leben vieler Terroristen gespielt haben. Ebenso wie das fehlgeleitete Streben nach Freiheit und Gerechtigkeit die zentrale Motivation für Terroristen und Ihre Sympathisanten darstellen. Nicht ohne Grund stammen alle Attentäter des 11. September aus dem arabischen Raum. Jetzt bietet sich die einmalige Chance, Freiheit und Demokratie in Ägypten zu unterstützen. Aber die westlichen Regierungen sind merkwürdig sprachlos, ziehen sich auf Allgemeinplätze wie “Wir sind gegen jegliche Gewalt” und “es handelt sich um eine innerägyptische Angelegenheit” zurück. Während zur gleichen Zeit Bundeswehrsoldaten beim aussichtslosen Versuch, demokratische Strukturen im Krieger-und-Bauern-Staat Afghanistan (Analphabetenrate 70%) aufzubauen “verheizt” werden, tut man sich schwer, Demokratiebestrebungen in Ägypten zu unterstützen. Es bleibt zu hoffen, dass in Ägypten mit einer Analphabetenrate von 50% genug “kritische Masse” für eine Demokratie vorhanden ist. Fällt es schwer, ein Regime, das man auch mit Waffenlieferungen zu einem Bollwerk gegen den Islamismus aufgebaut hat, aufzugeben? Jakob Augstein geht unter dem Titel “Das Ende der westlichen Glaubwürdigkeit” ähnlichen Gedanken nach. Dabei handelt es sich aber keineswegs um eine aktuelle Entwicklung: Palästinenser und der große Teil der arabischen Welt, der mit ihnen sympathisiert, empfinden die westliche Position seit Jahren unglaubwürdig. Daraus resultiert zwangsläufig das Gefühl, ungerecht behandelt zu werden – Nährboden des Extremismus. Und der Teufelskreis des Terrorismus nimmt seinen Lauf…
Vielleicht hilft ein Blick auf einen erfolgreichen “Kampf gegen den Terror”, um zu Verstehen, wie groß die Chance durch eine ägyptische Demokratie ist: Die Gewaltspirale der RAF implodierte mit dem Fall der Mauer und der Demokratisierung des (zumindest gedanklichen) Rückzugsgebietes der Terroristen in Osteuropa.
Immerhin: Es gibt mehr Sondersendungen zum Thema Ägypten. Die Verhaftung des Bloggers Sandmonkey wird sogar in den Hauptnachrichten erwähnt. Unerwähnt blieb allerdings, dass Sandmonkey schon seit 2 Stunden wieder frei war.
Das Herz von Jenin
Auf dem Lande kann es ein paar Jahre dauern, bis ein Film im Kino läuft. So habe ich den Dokumentarfilm “Das Herz von Jenin” aus dem Jahr 2008 erst heute gesehen. “Verstörend” ist das Adjektiv, mit dem sich dieser Film und seine Geschichte am besten beschreiben lassen. Denn der Film ist verstörend in jeder Hinsicht: Er bietet tiefe Einblicke in den andauernden und immer wieder verstörenden Palästinakonflikt. Und in diesem Konflikt sticht die Menschlichkeit des palästinensischen Vaters Ismail Khatib verstörend hervor: Er entscheidet, die Organe seines von einem israelischen Soldaten erschossenen 11-jährigen Sohnes zu spenden – unter anderem für Israelis. Verstörend auch das Schicksal seines Sohnes: Der Scharfschütze hielt sein Spielzeuggewehr für eine Waffe. Etwas verstörend auch die Ansprache einer Pastorin vor dem Film im Kino.
Ein passendes Bild zu diesem Film? Ich habe leider kein Bild aus Jenin oder Palästina. Statt dessen habe ich mich für eine salzüberzogene Plastikfigur am Strand des Toten Meeres entschieden. Unpassend? Verstörend? Vielleicht. Aber eine der Filmszenen zeigt, wie Ismail Khatib zum ersten Mal im Toten Meer badet. Es ist weniger als 100 km von Jenin entfernt. Erst durch den Tod seines Sohnes hatte er die Möglichkeit, darin zu baden.
Unterwegs in Aleppo (1) – Ein Zeitschriftenladen
Es war uns immer ein Rätsel, wie der Händler in diesem Gebrauchtzeitschriftenladen die gewünschten Hefte aus dem Chaos gefischt hat. Oder wie er an die hinteren Stapel kam. Denn sein Laden war komplett mit den Zeitschriften gefüllt. Wir haben uns auch gefragt, wie bzw. wo er die Auslage vor dem Laden allabendlich verstaut, um den Rollladen schliessen zu können.
Trotzdem hat uns diese Art der Altpapierverwertung so gut gefallen, dass wir ihm ab und an eine Tüte mit Heften vorbeigebracht haben. Der Händler sass oft ein paar Häuser weiter mit Freunden beim Tee und wir mussten ihn erst einmal suchen. Ob er wohl Abnehmer für unsere oft deutschen Titel gefunden hat? Ich befürchte, dass Sie als Ladenhüter in der hintersten Ecke verschwunden sind. Für jemanden, der Fotocollagen erstellen möchte, dürfte der Laden ein Paradies sein.
Ein SPIEGEL-Artikel über Aleppo hat mich veranlasst in der Fotokiste zu kramen.
Aleppo war schon öfter Thema hier im Blog.
Al-Wahdat – Faisali 1:0 – 150 Verletzte
Bei Ausschreitungen nach einem Fussballspiel in Jordanien sind vermutlich mehr als 150 Menschen verletzt worden. Das Foto des mitgenommenen Helms wurde 2004 in einem jordanischen Fussballstadion aufgenommen und zeugt davon, dass solche Auseinandersetzungen keine Seltenheit sind – insbesondere bei Begegnungen zwischen den Klubs Al-Wahdat (je nach Transliteration auch Al-Wihdat oder Al-Wehdat geschrieben) und Faisali.
Der SPIEGEL berichtet über die aktuellen Ausschreitungen – welche sicherlich auch im Licht der von Gewalt begleiteten Parlamentswahlen im November gesehen werden müssen (SPIEGEL-Artikel). Der SPIEGEL geht auf die unterschiedlichen Wurzeln der Al-Wahdat- und Faisali-Anhänger ein, erwähnt aber nicht, dass Al Wahdat ein riesiges Flüchtlingslager ist. Dieses Lager war bereits Thema hier im Blog. Schon damals wollte ich das mehr als 60 Jahre alte Flüchtlingslager mit einer Karte illustrieren. Um einen Eindruck von der Enge zu gewinnen, empfiehlt es sich, hineinzuzoomen und das Siedlungsmuster mit Gebieten ausserhalb des Lagers zu vergleichen.
Wasserstandsmessung im alten Ägypten: Das Nilometer
Der SPIEGEL berichtet über das Nilometer, ein Bauwerk zur Messung des Pegelstandes des Nils. Es wurde kürzlich von Archäologen bei einer Ausgrabung in Luxor entdeckt.