Die ZEIT berichtet unter dem Titel “Das Herz von Jenin schlägt nicht mehr” über den Mord am arabisch-israelischen Theatermacher Juliano Mer Khamis. Jenin und insbesodere der Film “Das Herz von Jenin”, auf den die ZEIT Bezug nimmt, waren bereits Themen hier im Blog.
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Cinema Jenin
Der Film Das Herz von Jenin war im Januar Thema hier im Blog. Ich hatte allerdings vergessen, “Cinema Jenin” zu erwähnen – ein Kinoprojekt in Jenin, dass sich im Rahmen der Dreharbeiten entwickelt hatte. Ende Januar gab es einen Brandanschlag auf das Kinoprojekt, wie die taz berichtete.
Das Herz von Jenin
Auf dem Lande kann es ein paar Jahre dauern, bis ein Film im Kino läuft. So habe ich den Dokumentarfilm “Das Herz von Jenin” aus dem Jahr 2008 erst heute gesehen. “Verstörend” ist das Adjektiv, mit dem sich dieser Film und seine Geschichte am besten beschreiben lassen. Denn der Film ist verstörend in jeder Hinsicht: Er bietet tiefe Einblicke in den andauernden und immer wieder verstörenden Palästinakonflikt. Und in diesem Konflikt sticht die Menschlichkeit des palästinensischen Vaters Ismail Khatib verstörend hervor: Er entscheidet, die Organe seines von einem israelischen Soldaten erschossenen 11-jährigen Sohnes zu spenden – unter anderem für Israelis. Verstörend auch das Schicksal seines Sohnes: Der Scharfschütze hielt sein Spielzeuggewehr für eine Waffe. Etwas verstörend auch die Ansprache einer Pastorin vor dem Film im Kino.
Ein passendes Bild zu diesem Film? Ich habe leider kein Bild aus Jenin oder Palästina. Statt dessen habe ich mich für eine salzüberzogene Plastikfigur am Strand des Toten Meeres entschieden. Unpassend? Verstörend? Vielleicht. Aber eine der Filmszenen zeigt, wie Ismail Khatib zum ersten Mal im Toten Meer badet. Es ist weniger als 100 km von Jenin entfernt. Erst durch den Tod seines Sohnes hatte er die Möglichkeit, darin zu baden.
Al-Wahdat – Faisali 1:0 – 150 Verletzte
Bei Ausschreitungen nach einem Fussballspiel in Jordanien sind vermutlich mehr als 150 Menschen verletzt worden. Das Foto des mitgenommenen Helms wurde 2004 in einem jordanischen Fussballstadion aufgenommen und zeugt davon, dass solche Auseinandersetzungen keine Seltenheit sind – insbesondere bei Begegnungen zwischen den Klubs Al-Wahdat (je nach Transliteration auch Al-Wihdat oder Al-Wehdat geschrieben) und Faisali.
Der SPIEGEL berichtet über die aktuellen Ausschreitungen – welche sicherlich auch im Licht der von Gewalt begleiteten Parlamentswahlen im November gesehen werden müssen (SPIEGEL-Artikel). Der SPIEGEL geht auf die unterschiedlichen Wurzeln der Al-Wahdat- und Faisali-Anhänger ein, erwähnt aber nicht, dass Al Wahdat ein riesiges Flüchtlingslager ist. Dieses Lager war bereits Thema hier im Blog. Schon damals wollte ich das mehr als 60 Jahre alte Flüchtlingslager mit einer Karte illustrieren. Um einen Eindruck von der Enge zu gewinnen, empfiehlt es sich, hineinzuzoomen und das Siedlungsmuster mit Gebieten ausserhalb des Lagers zu vergleichen.
Al-Wahdat: Ein Israeli im Palästinenserlager
Al-Wahdat ist das größte palästinensische Flüchtlingslager in Amman, der Hauptstadt Jordaniens.
In der ZEIT berichtet ein in Israel geborener Journalist über seinen Besuch in Al-Wahdat – er gibt dort vor, Deutscher mit polnischer Mutter zu sein.
Die Reportage bietet interessante Einblicke – aber ist so ein Bericht “aus der Höhle des Löwen” wirklich vertrauenswürdig? Was sind das für “Flüchtlingslager”, die seit Jahrzehnten bestehen? Ermöglicht solch ein Blick auf Realitäten, die in der täglichen Kriegsberichterstattung aus Gaza nicht vorkommen ein tieferes Verständnis des Nahostkonfliktes?